Freitag, 7. Oktober 2022

historischer Roman: Robert Harris "Der zweite Schlaf"

[Werbung, unbezahlt]


Robert Harris "Der zweite Schlaf"
 

(
© Heyne)

Übersetzung: Wolfgang Müller
Erscheinungstermin: 30.09.2019 (HC), 14.12.2020 (TB)
Verlag: Heyne
Format: Hardcover, Taschenbuch
Reihe: /
Seitenzahl: 432
Preis: 10,99€ (TB)

"
England ist nach einer lange zurückliegenden Katastrophe in einem erbärmlichen Zustand. Der junge Priester Fairfax wird vom Bischof in ein Dorf entsandt, um dort die Beisetzung des mysteriös verstorbenen Pfarrers zu regeln. In der Umgebung finden sich besonders häufig jene verbotenen Artefakte aus vergangener Zeit – Münzen, Scherben, Plastikspielzeug –, die der Pfarrer akribisch gesammelt hat. Hat diese ketzerische Leidenschaft zu seinem Tod geführt?"


Zum Autor:
Robert Harris ist ein britischer Journalist und Autor. Seine Bücher waren alle Bestseller und wurden zum Teil bereits verfilmt und mit unterschiedlichen Preisen ausgezeichnet.  [Vergleiche: https://www.penguinrandomhouse.de/Autor/Robert-Harris/p105763.rhd, 07.10.2022]
 
 
Zum Cover: 
Das Cover zeigt eine alte Ruine, wie sie im Buch hier und dort erwähnt werden. Vielleicht sogar den Teufelberg, der zentral in der Geschichte ist, jedoch kann ich das nicht genau ausmachen. Auch die Schrift im Hintergrund passt gut zum Inhalt. Alles in allem gefällt mir das Cover durch den Bezug zur Geschichte sehr gut.

Zum Buch:

In dieser Geschichte befinden wir uns weit in der Zukunft. Ob nun über 1000 Jahre oder nur ca. 500 fällt mir schwer zu sagen, da mir nicht ganz klar geworden ist, ob die Zeitrechnung nach der Apokalypse im Herbst 2025 bei 0 oder bei 666 angefangen hat. Dies wurde an einer Stelle kurz erläutert, ist aber leider nicht hängen geblieben. Die Welt, wie wir sie kennen, existiert nicht mehr. England und so wohl auch die gesamte Welt, ist zu einem durch die Kirche regierten Bauernstatt zurückgekehrt. Ein wenig erinnerte es ans Mittelalter. Die Menschen bauten ihre Lebensmittel selbst an, arbeiteten in Mühlen, gingen dem Handwerk nach und verkauften oder tauschten alles auf dem Markt. Die Beschäftigung mit dem "Altertum", der Zeit vor der Apokalypse war verboten und konnte sogar bis zum Erhängen führen. In dieser Zeit ist es dann schließlich ein junger Priester, der nach und nach gemeinsam mit anderen Menschen, dem Geheimnis eines kleinen Dorfes auf den Grund geht und dabei viele kirchlichen Gebote bricht.

 Mir hat der Schreibstil des Autors gut gefallen. Obwohl ich mir eine andere Geschichte, etwas viel düsteres und eher direkt nach der Apokalypse spielendes vorgestellt habe, konnte er mein Interesse schnell an sich binden. Die Welt war klar beschrieben und mit vielen Details geschmückt, sodass ich sie mir sehr gut vorstellen konnte. Es war zwar sehr deutlich, dass er eigentlich eine Welt erschaffen hatte, die zumindest ich mit dem Mittelalter in Verbindung setze und nichts vollkommen neues geschaffen hat, aber auch damit konnte ich leben. 

Auch die Charaktere waren interessant und glaubwürdig dargestellt. Besonders gut hat mir zum einen Gefallen, dass ein junger Priester im Mittelpunkt stand, zum anderen aber auch eine Frau, die nicht wie die anderen Hausfrau und Mutter war, sondern ihr Leben selbst bestritt nachdem ihre Ehemänner einer nach dem anderen gestorben waren. Auch, wie viele kirchliche Regeln der Autor nach und nach von diversen Personen brechen ließ, hat mich schmunzeln lassen und hat gut zu der Geschichte gepasst. Im Grunde ist das Buch eine bekannte Kirche vs. Wissenschaft - Geschichte, wie es über Jahrhunderte der Vergangenheit gelaufen ist, aber eben mit dem Hintergrund, dass ein paar wenige Wissenschaftler nicht etwas völlig neues versuchen zu entdecken, sondern beweisen wollen, dass es das alles früher schon gegeben hat. Elektrizität, Autos, Flugzeuge. Dieses Wissen macht die Geschichte dann doch wieder zu etwas besonderem. Mir haben besonders die Stellen gefallen, in denen unseren Welt beschrieben wurde. Zum Beispiel, dass wir selten noch mit Papiergeld oder Münzen bezahlen, sondern unser Geld elektronisch durch die Luft schicken. Alleine dieser Gedanke! Und so wahr! Was genau die Apokalypse ausgelöst hat, lässt der Autor offen, nennt aber diverse Möglichkeiten, die sehr real sind. Vom Klimawandel, über einen Krieg bis hin zum digitalen Breakdown. Auch das fand ich gelungen. 

Das Ende fand ich dann etwas enttäuschend, wüsste aber spontan auch keine Variante, die mir besser gefallen hätte. Es ist eben nicht das typsische Happy End, aber irgendwie auch keine richtige Aufklärung der ganzen Geschichte und im Endeffekt bleibt die Menschheit weiterhin im Dunkeln. Das empfand ich als schade.

 
Fazit:
Ein interessant geschriebener Blick auf eine Welt nach einem möglichen "Weltuntergang" durch absolut vorstellbare Szenarien. Ob die Welt dann genau so aussähe, kann jede:r für sich entscheiden, auch ob gewissen Gegenstände wirklich so lange überdauern würden, z.B. das eckige, flache Teil aus Plastik und Glas mit einem abgebissenen Apfel. ;-)

Leseempfehlung:
Man verpasst nichts, wenn man es nicht liest, aber es hat mir durchaus interessante Lesestunden bereitet und ich würde keinesfalls davon abraten. Eine nette Lektüre.
 

Rating:

11 von 15 Punkten

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2 Kommentare:

  1. Liebe Sandra

    Das klingt kurzweilig, aber dein Fazit lässt mich die Finger vom Buch lassen. Ich denke, es gibt noch sehr viele andere Bücher, die ich "unbedingt" lesen möchte, denen werde ich den Vorragen geben ;-)

    Alles Liebe an dich
    Livia

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    1. Huhu Livia,

      ja, ich denke, wenn man es nicht unbedingt lesen möchte, dann gibt es genügend andere Auswahl. Ich hatte auch kurz darauf, das nächste gebundene Buch des Autors als Mängelexemplar gesehen, habe es schlussendlich dann aber auch nicht mitgenommen. Ich glaube, ich werde bei seinen Büchern etwas wählerischer werden. Ein paar auf meiner Liste möchte ich noch sehr gerne lesen, aber vielleicht werden es dann doch nicht alle werden.

      Liebe Grüße,
      Sandra

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