Sonntag, 14. Mai 2023

historische Romanbiographie: Yvonne Winkler "Ärztin einer neuen Ära: Hermine Heusler-Edenhuizen"

[Werbung, unbezahlt]


  Yvonne Winkler "Ärztin einer neuen Ära: Hermine Heusler-Edenhuizen"
 


(
© Piper)

Erscheinungstermin: 24.02.2022
Verlag: Piper
Format: Paperback
Reihe: bedeutende Frauen, die die Welt verändern #8
Seitenzahl: 448
Preis: 15,-€

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Berlin, 1898: Nach dem Abitur kann es Hermine Edenhuizen kaum erwarten zu studieren. Sie möchte Ärztin werden und in die Fußstapfen ihres jüngst verstorbenen Vaters treten. Frauen dürfen aber noch nicht studieren, weswegen Hermine für jede Vorlesung eine Sondergenehmigung braucht. Sie gibt nicht auf und tut alles für ihren Traum! Deshalb will sie auch niemals heiraten, ein Ehemann könnte ihr nämlich das Arbeiten verbieten.

Da lernt sie den Arzt Otto Heusler kennen. Er behandelt sie respektvoll, diskutiert medizinische Fälle mit ihr. Doch Otto ist bereits verheiratet! Hat ihre Liebe ein Chance?"



Zur Autorin:
Yvonne Winkler studierte ebenfalls wie der Hauptcharakter ihres Buches Medizin. Im Anschluss entschied sie sich jedoch für das Schreiben als Beruf und arbeitet seit 1998 unter verschiedenen Pseudonymen als freie Autorin.  [Vergleiche: https://www.piper.de/autoren/yvonne-winkler-10002211, 14.05.2023]
 
 
Zum Cover: 
Das Cover ist passend zu den anderen Büchern der Reihe gestaltet und zeigt eine junge Frau in zeitgemäßer Kleidung im Vordergrund. Im Hintergrund sieht man das Hauptgebäude der Universität Bonn, wo sie eine Zeit lang studieren durfte.
 
Kleine Anekdote: Bevor ich das Buch nicht gelesen hatte, war mir gar nicht aufgefallen, dass sich im Hintergrund das hübsche Gebäude der Bonner Universität befinden, rechts daneben die Hofgarten-Wiese, obwohl es dort heute noch genauso ausschaut! Das Gebäude wird nun saniert, ist aber ohne Baugerüst definitiv ein tolles Fotomotiv.

Zum Buch:

Hermine Edenhuizen, geboren 1872, ist die Tochter eines alleinerziehenden Vaters, der nach dem frühen Tod seiner Frau mit den Kindern auf einem Landsitz in Pewsum bei Emden lebt und dort als Dorfarzt praktiziert. Auch Sie möchte Ärztin werden, ähnlich wie einige ihrer Brüder, jedoch ist es Frauen damals im deutschen Kaiserreich noch nicht möglich das Abitur abzulegen, geschweige denn zu studieren. Ihr Vater unterstützt sie und erlaubt ihr einen Kurs zur Vorbereitung auf das Abitur in Berlin zu besuchen. Hermine Edenhuizen ist eine der ersten Frauen, die auf diese Weise die Prüfungen ablegt. In dieser Romanbiographie wird deutlich, dass dies aber keinesfalls leicht gewesen ist, nur weil es Personen gab, die den Frauen Unterricht in den erforderlichen Kursen gaben. Sie waren auf das Wohlwollen der Lehrer angewiesen, die sie oft spät abends nach ihrem eigentlichen Feierabend unterrichteten und auch bei der mündlichen Prüfung standen die jungen Frauen immer wieder Männern gegenüber, die alles versuchten, um sie doch irgendwie durchfallen lassen zu können. 

Trotz eines erfolgreichen Abiturs standen den Frauen keinesfalls die Türen der Universitäten offen. Sie mussten sich ihren Platz in jeder einzelnen Vorlesung bei den jeweiligen Professoren erbetteln und wurden häufig abgelehnt oder die männlichen Studenten machten ihnen die Teilnahme zur Hölle. Ich hatte von diesen Verhältnissen bereits in dem Buch "Unter den Linden 6" von Ann-Sophie Kaiser gelesen, sodass es mich an dieser Stelle nicht überrascht hat, wie sich die Männer im Deutschen Reich verhalten haben, jedoch wurde hier noch einmal deutlich, dass viele Professoren die Teilnahme der Frauen ablehnte, eben weil sich dann die Männer nicht zu benehmen wussten. Allein diese Tatsache ist schockierend! Jedoch kann man sie auch heutzutage noch in manchen Branchen beobachten, wo Männer ihr Revier durch inadequates Verhalten markieren und nicht bereit sind Frauen gleichbereichtig teilhaben zu lassen. Unfassbar wie viel und gleichzeitig wie wenig sich in den letzten 100 Jahren getan hat!

Hermine Edenhuizen ließ sich jedoch, im Gegensatz zu mancher ihrer Weggefährtinnen, nicht abschrecken und ging zu einem Zeitpunkt in die Schweiz, wo es selbstverständlich war, dass Frauen gleichberechtig studieren durften. Jedoch durfte sie dort nur ein Semester studieren, da ihr sonst ein Abschluss im deutschen Kaiserreich nicht anerkannt worden wäre. Wieder so etwas absolut lächerliches, denn wie viele Frauen hatten überhaupt die persönlichen und finanziellen Mittel, um ins Ausland zu gehen, um ihre Träume zu verwirklichen? Das deutsche Kaiserreich gab wirklich sein bestes, um Frauen von Bildung und entsprechenden beruflichen Positionen fern zu halten. 

Für Hermine öffneten sich jedoch durch diverse Kontakte immer wieder neue Türen, sodass sie im Anschluss ihr Studium in Bonn fortführen und beenden konnte. Chancen bekam ihre Doktorarbeit zu verteidigen und ihren Facharzt zu machen. Natürlich all dies nicht ohne Hürden, aber mit Willen und Unterstützung einiger andersdenkender Männer. 

Während ihres Kampfes für Bildung standen ihre Geschwister für sie jedoch immer im Mittelpunkt. Häufig traf sie Entscheidungen so, dass sie Geschwister nicht enttäuschte, diese nicht verlassen oder anderweitig enttäuschen musste. Ihre familiäre Situation wurde von der Autorin sehr emotional dargestellt, ebenso ihre Beziehungen zu guten Freundinnen. Das hat mir neben der Hauptgeschichte sehr gut gefallen, da es noch einmal einen anderen Eindruck der Frau offenbarte. 

Im letzten Teil des Buches kommt auch ein wenig Liebesgeschichte hinzu, die aber ins Gesamtbild passt und Hermine noch einmal von einer weiblichen, gefühlvollen Seite zeigt. Auch, dass eine starke Frau, die durchaus alleine auskommt, nicht auf Liebe verzichten braucht, um ihre beruflichen Ziele zu verfolgen. Das hat mir gut gefallen. Natürlich wusste man bereits in den Anfängen der Liebesgeschichte, aufgrund ihres Namens im Titel des Buches, wie es ausgehen würde, aber das hat mich nicht weiter gestört.

 

Fazit:
Dieses Buch zeigt mir wieder, warum ich die Reihe um "bedeutende Frauen, die die Welt verändern" so gerne lese. Natürlich kann mich nicht jedes Buch aus der Reihe begeistern, aber für Schätze wie diesen Band, greife ich gerne immer wieder zu den Büchern. Ich kannte Fräulein Edenhuizen vorher nicht, obwohl sie damals offensichtlich für einige Frauen eine wichtige Rolle gespielt hat und diese dankbar waren, auf sie und ihresgleichen zu treffen. Für mich eine gelungene Romanbiographie, die auf historischen Fakten und der Biographie der Frau beruht.

Leseempfehlung:
Dieses Buch kann ich sehr empfehlen, vor allem für Menschen, die sich auch für die Entwicklung in den Bildungschancen für Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts interessieren.
 

Rating:

 

15 von 15 Punkten

 

2 Kommentare:

  1. Liebe Sandra

    Zum Glück habe ich diesen Post entdeckt, sonst wäre mir der Buchtipp glatt durch die Lappen. Die Geschichte klingt toll und vor allem auch was du zur historischen Entwicklung schreibst, passt perfekt in mein Beuteschema.

    Alles Liebe an dich und danke für den Tipp
    Livia

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    Antworten
    1. Huhu Livia,

      oh ja, das war wieder eins der richtig guten Bücher aus der Reihe! :) Viel Spaß beim Lesen!

      Liebe Grüße,
      Sandra

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