Sonntag, 10. Oktober 2021

Roman: Katherena Vermette "Was in jener Nacht geschah"

[Werbung, Rezensionexemplar des Bloggerportals]


Katherena Vermette "Was in jender Nacht geschah"
 

(© btb)
Erscheinungstermin: 14. Juni 2021
Verlag: btb
Format: Taschenbuch
Reihe: -
Seitenzahl: 416
Preis: 11,- €
(Auch erhältlich als Hardcover.)

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Winnipeg, North End. In einer kalten Winternacht bemerkt die junge Mutter Stella, dass auf der einsamen Brache vor ihrem Haus jemand überfallen wird. Voller Furcht ruft sie die Polizei. Als die Beamten endlich eintreffen, finden sich zwar Zeichen eines Kampfes, eine zerbrochene Bierflasche und Blut im Schnee, aber vom Opfer fehlt jede Spur. Und die Beamten hegen Zweifel an Stellas Aussage, eine Frau sei vergewaltigt worden. Doch es ist die Polizei, die sich irrt."


Zur Autorin:
Katherena Vermette ist selbst kanadische Ureinwohnerin und in Winnipeg aufgewachsen. "Was in jener Nacht geschah" ist ihr Debütroman und wurde mehrfach ausgezeichnet. [Vergleiche: https://www.penguinrandomhouse.de/Autor/Katherena-Vermette/p672212.rhd, 08.10.2021, 17:43 Uhr]
 
Zum Cover: 
Ich muss sagen, dass mir das Cover des Taschenbuchs gar nicht gefällt. Das gebundene Buch fand ich so viel schöner. Die hier sehr böse drein blickende Frau passt zwar zum Inhalt des Buches, spricht mich als Buchkäuferin aber überhaupt nicht an. An dem Buch würde ich so im Buchhandel einen großen Bogen machen. Das Hardcover seht ihr hier rechts.

Zum Buch: 
Triggerwarnung: Sexueller und körperlicher Missbrauch von Frauen
 
In diesem Buch geht es in erster Linie um Frauen, hier sogar um die indigene Bevölkerung Kanadas. Ich nehme direkt vorweg, dass das Buch für mich auch ohne diesen Zusatz, dass es sich speziell um indigene Frauen handelt, funktioniert hätte. Sie spielen zwar eine zentrale Rolle, aber für das, was in diesem Buch im Mittelpunkt steht, nämlich der Missbrauch von Frauen und Teenagern, sowohl sexueller als auch anderer Art, braucht keine bestimmte Zugehörigkeit. Man liest zwar davon, dass die Männer eher in der Natur leben, lieber dorthin zurückkehren und dadurch ihre Frauen verlassen oder über längere Zeit allein lassen, aber viel mehr werden die Gewohnheiten, Lebensumstände, die Kultur und die Eigenheiten der indigenen Bevölkerung meiner Meinung nach nicht herausgestellt. Das fand ich sehr enttäuschend. Ich habe von diesem Buch viel mehr Wissen, viel mehr Einblicke in diese Gesellschaft erwartet. 
 
Die übrige Geschichte ist dagegen gut umgesetzt. Zwei junge Mädchen besuchen eine Party, die sich als Gang-Party herausstellt und werden dort von den Mädchen der Gang verjagt, unterwegs getrennt und überfallen. So beginnt im Grunde das Buch. Man erfährt dann aus diversen Persepektiven was passiert ist, immer nur in Bruchstücken, da niemand, der aussagen kann oder will, wirklich ales weiß. Die Ermittlungen der Polizei bekojmmt man aber verhältnismäßig wenig mit. Hauptsächlich geht es darum, wie die Familien und hier auch in erster Linie die Frauen mit dem Geschehen umgehen. Sie stützen sich gegenseitig, lassen Fremde, eben auch die Polizei nicht an die Opfer heran. ich fand es schwierig bzw. unrealistisch, dass dabei nur zwei Männer ermittelt haben. Bei einem Sexualdelikt wird doch in der Regel darauf geachtet, dass eine Frau mit dem Opfer spricht oder ihr wenigsten die Möglichkeit angeboten. Davon war hier überhaupt nicht die Rede, obwohl es sich sogar um Teenager handelte. 
 
Der Zusammenhalt der Frauen in der Familie bzw. auch zwischen denen der beiden überfallenen Freundinnen, hat mich beeindruckt, obwohl man auch hier Spannungen ganz deutlich wahrnehmen konnte. Diese wurden einem über kurz oder lang aber auch erklärt und es gab einige Blicke in die Vergangenheit, woraus man schließen konnte, dass dies nicht der erste Vorfall dieser Art gewesen ist und viele der Frauen ähnliche Erfahrungen gemacht oder in ihrem Umkreis erfahren haben. 
 
Auch der Blick auf die Täterinnen war gut ausgearbeitet und verständlich rüber gebracht. Zwar werde ich solches Handeln nie verstehen oder nachvollziehen können, aber die Beleuchtung des familiären Backgrounds hat die Haupttäterin zumindest ein wenig menschlisch erscheinen lassen. Wenn auch alles andere als sympathisch.
 
Fazit:
Wenn man weglässt, dass dieses Buch mit der indigenen Bevölkerung wirbt, der Inhalt aber problemlos ohne diese zurecht gekommen wäre, dann ist es ein gut geschriebenes Buch. Ich konnte es nicht in einem weg lesen, da es thematisch doch sehr heftig ist, aber der Zusammenhalt zwischen den Frauen und der Umgang mit solchen Erlebnissen wird sehr eindrucksvoll beschrieben. Leider hatte ich andere Erwartungen an das Buch.

Leseempfehlung:
Dieses Buch braucht schon vor dem Klapentext eine deutliche, große Triggerwarnung zu sexueller Gewalt! Dies hat es nicht, was ich in Bezug auf den Inhalt gravierend finde. Ansonsten ist es ein gut geschriebenes Buch, das man in kleinen Häppchen erlesen kann.
 

Rating:

9 von 15 Punkten

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2 Kommentare:

  1. Hallo liebe Steffi

    Da ist ja schon die Rezension, das Buch habe ich auch noch auf der Wunschliste und ich habe schon eninige spannende Rezensionen dazu gelesen, möchte mir aber immer noch selber eine Meinung bilden.

    In einem Punkt gehe ich aber jetzt schon einig mit dir: das Cover der HC-Ausgabe gefällt mir ebenfalls viel, viel besser.

    Alles Liebe an dich
    Livia

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    Antworten
    1. Hallo Livia,

      dieser Kommentar ist im Spam Ordner gelandet, den ich bis gestern Abend gar nicht kannte und daher auch nie kontrolliert habe.

      Ich bin gespannt, was du sagst, falls du das Buch doch noch liest. :)

      Liebe Grüße,
      Sandra

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