[Werbung, Rezensionsexemplar]
Vielen Dank an das Bloggerportal und den Heyne Verlag für dieses kostenlos zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar!
Bibliographische Angaben
Autorin: Julie Clark, Übersetzerinnen: Gabriele Burkhardt, Astrid Gravert
Titel: Der Tausch. Zwei Frauen. Zwei Tickets. Und nur ein Ausweg.
Orginaltitel: The Flight
Verlag: Heyne
Erschienen am: 11.01.2021
Erschienen am: 11.01.2021
Format: broschiert
Seiten: 400
Seiten: 400
Preis: 12,99 €
Zur Autorin:
Julie Clark kommt aus Santa Monica, Kalifornien, und studierte in Berkeley, der Universität, die auch in ihrem Buch eine Rolle spielt. Sie ist als Lehrerin tätig. "Der Tausch" ist ihr erstes Buch. [Vergleiche: https://www.randomhouse.de/Autor/Julie-Clark/p692534.rhd, 23.01.2021, 13:34 Uhr]
Zum Cover:
Das
Cover passt prima zur Geschichte und zum Untertitel des Buches, außerdem ziehen solche Flugzeugausschnitte oder Flugzeuge generell meine Aufmerksam häufig auf sich. Die Wolken, der Horizont darauf dann sehr klar der Titel in einer herausstechenden Farbe. Doch, das Cover gefällt mir und hätte auch in der Buchhandlung meine Aufmerksamkeit erlangt.
Das
Buch erzählt die Geschichte zweier Frauen, die sich nicht länger den Männern in ihrem Leben unterwerfen wollen, nicht länger abhängig, bedroht und misshandelt werden wollen. Mir gefällt wirklich gut, dass hier zwei starke, weibliche Charaktere die Hauptrolle spielen. In zu vielen Büchern, vor allem Thrillern, sind Frauen eher die naiven Opfer, die durch dummes Verhalten oder einfach durch das Frau sein in Schwierigkeiten geraten. In "Der Tausch" sind sie unheimlich mutig, willensstark und versuchen selbstständig aus ihrer schlimmen Situation zu entkommen. Natürlich machen sie das auf eine sehr spektakuläre Weise, um dem Buch mehr Potential zu geben.
Das Buch beginnt damit, dass sich zwei Frauen, die sich vorher wohl noch nicht kannte, scheinbar zufällig am Flughafen begegnen und nach einem kurzen Gespräch beschließen auf der Damentoilette ihre Kleidung, ihr Gepäck und vor allem ihre Ausweise und Tickets zu tauschen, um das jeweils andere Flugzeug zu besteigen. Zwar wird direkt deutlich, dass es nicht ganz so zufällig dazu gekommen ist, aber es bleibt vage und man kennt die Beweggründe nicht. Daraufhin erfährt man in den folgenden Kapitel, die teilweise vor dem Tausch der Tickets spielen, sehr viel über das Leben der Frauen und wie sie schlussendlich zu der Entscheidung gekommen sind, dass ihnen nichts anderes übrig bleibt, als möglichst unwiderruflich zu verschwinden.
Claire, die vor ihrem gewalttätigen und natürlich zeitgleich sehr mächtigen Mann fliehen möchte, hatte eigentlich alles über ein Jahr lang geplant, eine neue Identität besorgt und alles minutiös geplant, doch im letzten Moment läuft alles schief und sie verschwindet mit dem Tickettausch ohne einen neuen Plan, ohne Geld, ohne Kontakte, die ihr helfen könnten. Über sie erfahren wir ein paar Details aus der Vergangenheit, aber hauptsächlich spielt sich ihre Geschichte in der Gegenwart ab und wir erleben, wie sie trotz gescheiterten Plänen versucht unsichtbar zu bleiben. Was sie auszeichnet, ist, dass sie trotz völlig schief gelaufener Pläne weiterhin von ihrem Mann weg will. Sie knickt nicht ein, verliert sich nicht in Selbstmitleid, sondern versucht ohne jegliche Mittel trotzdem irgendwie ein neues Leben zu beginnen. Das ist für den/die Leser:in wirklich beeindruckend und ich habe sehr für sie gehofft, dass es sich am Ende auszahlt, dass er sie nicht doch noch findet. Dieser Überlebenswille und dieser Wille ein selbstbestimmtes Leben zu führen, wird sehr deutlich und glaubwürdig erzählt.
Eva, diejenige mit der Claire am Flughafen tauscht, ist auf der Flucht vor einem ganz anderen Leben. Sie ist seit ihrer Studienzeit immer wieder an die falschen Männer geraten und im Drogensumpf versunken. Durch eine zufällige Begegnung und einen fast schiefgelaufenen Deal, beschließt sie, dass sie so nicht weitermachen möchte und verschwinden muss, bevor man sie aus der Welt schafft. Eva hat keinen wirklichen Plan, ihr einziger Plan ist "verschwinden". Ihre Geschichte startet Monate vor dem Tausch der Tickets und wir erfahren linear bis zum Tag des Tauschen, was in ihrem Leben vor sich ging und wieso sie sich entschieden hat, zu verschwinden. Gleichzeitig erfährt man auf diese Weise auch, warum Claire auch in diesem Leben nicht sicher wäre.
Ich muss sagen, dass mir so rückwärts erzählte Handlungsstränge sehr schwer fallen. Das liegt nicht an der Autorin oder diesem Buch, sondern einfach an mir. Es ist zwar eine interessante Erzählweise, kostet mir als Leserin aber viel ab. Ich kann mich da nicht richtig reinfinden. Ich habe keine Probleme mit Rückblicken oder verschiedenen Erzählsträngen, aber Ereignisse, die man kennt, die dann von hinten aufgezogen werden, mit denen tue ich mir schwer. Das ist auch das größte Manko an diesem Buch für mich, aber eben auch sehr subjektiv.
Vor allem Claires Geschichte fand ich sehr spannend und habe mitgezittert, dass sie sich ihren Wunsch erfüllen kann, von ihrem gewalttätigen Mann wegkommt und sich dafür aber nicht ein Leben lang verstecken muss, sondern irgendwann ein normales, glückliches Leben führen kann. In ihren Kapitel passiert wirklich viel, man bekommt auch immer wieder Einblicke von dem, was in ihrem ehemaligen Zuhause passiert, da Claire sich vor ihrer Flucht Zugang zum Laptop ihres Mannes verschafft hat und mitliest. Es ist sehr spannend und mitreißend. Evas Kapitel nehmen für mich diese Spannung arg raus. Vielleicht einfach, weil ich mit ihrem Leben nicht wirklich warm geworden bin. Ich habe zwar gut verstanden, dass sie fliehen wollte, aber auf der anderen Seite ist sie in der Vergangenheit mit einer aktiven Entscheidung in diese Situation hineingeraten. Es ist nicht wie eine Ehe, die sich mit der Zeit zur Hölle wandelt, sondern bei Eva war es vom ersten Tag an klar, das ihre Entscheidung eine Katastrophe war, aus der sie nicht wieder rauskommen würde. Daher war mein Mitgefühl und Mitleiden hier geringer und die Kapitel um Claire haben mich mehr interessiert.
Endlich mal ein Thriller, in dem starke und aktive Frauen im Mittelpunkt stehen, die sich nicht mit ihrer Situation abfinden, sondern handeln. So etwas gibt es einfach viel zu selten in der Spannungsliteratur. Persönlich fand ich den einen Teil der Geschichte spannender als den anderen. Das starke Ende hat das Buch für mich aber noch einmal gepusht.
Leseempfehlung:
Leseempfehlung:
Wer gerne Spannungsliteratur liest und dabei immer wieder nach etwas Neuem sucht, einer anderen Gesichte als den üblichen Detectives, die Morde aufklären, ist hier richtig. Es ist aber definitiv auch eine andere Art des Spanunngsaufbaus und für mich nicht vergleichbar mit den üblichen Thrillern.
Rating:
11 / 15 Punkten
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