[Werbung, Rezensionexemplar von vorablesen]
Verlag: Ullstein
Format: Taschenbuch
Reihe: Ikonen ihrer Zeit #4
Seitenzahl: 400
Preis: 11,- €
"Salzburg 1766: Die junge Maria Anna, liebevoll Nannerl genannt, kann sich vor Verehrern kaum retten und hat doch nur die Musik im Sinn. Gemeinsam mit ihrem Bruder Wolfgang Amadeus spielt sie an den vornehmsten Höfen Europas Klavier, bis sie die Bühne für ihren kleinen Bruder räumen muss. Enttäuscht versucht sie sich mit eigenen Kompositionen und zahlreichen Bällen abzulenken. Eines Abends lernt sie den charmanten Franz Armand d’Ippold kennen und fühlt sich dem klugen Mann gleich verbunden. Nur ist Franz mitnichten eine gute Partie und die Schulden der Familie lassen keine Liebesheirat zu. Doch Nannerl Mozart lässt sich nicht beirren und wird weder ihre Musik noch ihre große Liebe aufgeben."
In diesem Buch geht es um Maria Anna 'Nannerl' Mozart, die Schwester des Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart. Es spielt Ende des 18. Jahrhunderts in Salzburg.
Das Buch beginnt in Nannerls Kindheit, in der sie noch gemeinsam mit ihrem Bruder auftreten durften, schnell geht es dann zu ihrer frühen Jugend über, in der sie immer seltener bis gar nicht mehr gemeinsam mit ihrem Bruder oder generell Klavierkonzerte geben durfte. Die Autorin macht an diesen Stellen sehr deutlich, dass Frauen und Mädchen Ende des 18. Jahrhunderts die Rolle der Hausfrau und Mutter hatten und nicht für eigenen Karrieren oder Selbstbestimmung gedacht waren. Man merkt zwar deutlich, dass Nannerl sich darüber ärgert, dass sie nicht mehr auftreten darf, rebelliert jedoch nicht, da sie es nicht anders kennt und sich der Gesellschaft fügt. Sie gibt zwar etwas später Klavierunterricht, um sich ein wenig eigenes Geld anzusparen, gibt das aber dann doch immer wieder an den Vater ab, da die Familie durch die vielen Reisen des Bruders große Geldsorgen hat. Diese Geldsorgen führen sie schlussendlich sogar in eine arrangierte Ehe, gegen die sie sich anfangs standhaft wehrt.
An ihrer Haltung zur arrangierten Ehe und der Rolle der Frau ausschließlich als Hausfrau und Mutter merkt man immer wieder, dass Nannerl eine starke Frau gewesen ist mit eigenem Willen und einer anderen Vorstellung von der Zukunft als es in dieser Zeit üblich war. Auch ihre beste Freundin dachte ähnlich. Jedoch macht die Autorin anhand vieler anderer Beispiele deutlich, dass die meisten Frauen sich ihrer Rolle anstandslos fügten. Somit schafft es Beate Maly ein klares Bild der damaligen Zeit zu zeichnen. Ich hatte keine Probleme mich in die Frauen hineinzuversetzen und mir das Leben damals vorzustellen.
Nannerls Vater scheint lange Zeit jemand zu sein, dem seine Tochter eher weniger wichtig ist und der seinen Blick hauptsächlich auf den talentierten Sohn legt. Jedoch merkt man im Laufe des Buches immer wieder, dass er doch auch versucht nicht gegen den Willen seiner Tochter zu handeln, wenn es um ihre Zukunft als Ehefrau geht. Das machte ihn doch wieder etwas sympatischer als ich ihn zu Anfang fand.
Der berühmte Wolfgang Amadeus Mozart wurde mir aber je älter er wurde immer unsympathischer. Als Kind war er einfach ein kleiner Rebell, ein Genie, das sich nicht um Regeln kümmerte. Jedoch warf er auch als junger Erwachsener das Geld der Familie aus dem Fenster, ohne sich um die Folgen für seinen Vater und seine Schwester zu kümmern. Sein Verhalten war es auch, dass seine Schwester am Ende doch ncoh in eine arrangierte Ehe führte. Dadurch konnte ich nur den Kopf schütteln wie Nannerl trotzdem weiterhin gerne seine Kompositionen spielte oder sich auch nach seinem Tod für sein Andenken einsetze. Aber ich denke auch das war der damaligen Gesellschaft geschuldet und dass sie sich in ihre Rolle fügte.
Fazit:
Leseempfehlung:
9 von 15 Punkten
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Liebe Sandra
AntwortenLöschenDas klingt jetzt nicht wirklich begeistert... Schade. Ja, die Frauen/Töchter/Schwestern grosser Komponisten der damaligen Zeit wurden - oft selber begnadete Musikerinnen/Komponistinnen - massiv eingeschränkt, ihr Werk ist meistens aufgrund der frühen Ehe und der grossen Kinderschar, die sie heranzüchten mussten, klein geblieben. Das ist unendlich schade und eigentlich hätte mich dieses Buch total interessiert. Finden sich im Nachwort Quellenverzeichnisse? Mein Problem mit solchen Romanbiografien ist nämlich oft, dass mir zu viel zusammengedichtet wurde und ich zu wenige Tatsachen erfahre oder den Wahrheitsgehalt der Erzählung nicht wirklich überprüfen kann.
Ganz liebe Grüsse an dich
Livia
Liebe Livia,
Löschenich habe auch den Eindruck bekommen, dass es zur damaligen Zeit einfach nicht anders möglich war oder zumindest nicht, ohne die gesamte Gesellschaft gegen einen aufzubringen und wohin das geführt hätte, wohl zu nichts Gutem.
Es gibt kein Quellenverzeichnis, aber im Nachwort nimmt die Autorin doch recht ausführlich Bezug auf diverse Aspekte der Romanbiographie und erklärt, was historisch belegbar ist und welche Details sie frei erfunden hat. Das fand ich ganz gut, so konnte man das eine oder andere noch einordnen. Ich denke, es ist auch sehr schwierig und viel Arbeit über ebensolche Frauen zu schreiben, wenn sie damals eher im Hintergrund standen und nicht viel übermittel wurde. Daher finde ich es durchaus gut, dass im Moment vermehrt solche Bücher erscheinen. Manchmal regen sie mich auch dazu an, nach weiteren Büchern zu suchen.
Liebe Grüße,
Sandra