Sonntag, 13. April 2025

Roman: Christine Koschmieder "Frühjahrskollektion"

 [Werbung, Rezensionsexemplar]


  Christine Koschmieder "Frühjahrskollektion"

(© Kanon)

Übersetzung: -
Erscheinungstermin: 27.02.2025
Verlag: Kanon
Format: Hardcover
Reihe: /
Seitenzahl: 288
Preis: 24,-€

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Lilo will den nächsten großen Coup landen: Bademoden für die reife Frau. Das neue elastische Gewebe soll ihr den Swimmingpool hinter dem neuen Bungalow finanzieren. Doch dann steht unerwartet die Vergangenheit in ihrer Kabine. Denn neuerdings interessiert sich die deutsche Justiz für Geschäfte, die damals im besetzten Polen gemacht worden sind. Lilo und Harry sind kein unbescholtenes Paar. Sie verbindet mehr als eine unschuldige Liebe zur Mode. Auch Josef Neckermann, für dessen Versandunternehmen Harry zu arbeiten anfängt, mag lieber nach vorn als zurück blicken. Während Harry für seinen neuen Arbeitgeber auf der Leipziger Messe Verträge aushandelt, erfährt Tochter Reni mehr über die Vergangenheit deutscher Konfektionshäuser, als ihr lieb ist. – Farbig und genau erzählt Frühjahrskollektion von einer Zeit im Wandel und von Frauen, die der Verkleidungen überdrüssig geworden sind. "


Zur Autorin:
Christine Koschmieder hat Theaterwissenschaft studiert und die Literaturagentur Partner + Propaganda betrieben. 2014 erschien ihr Debüt "Schweinesystem", das für den Aspekte Literaturpreis nominiert war. Seit dem sind mehrere Bücher erschienen.  [Vergleiche:https://kanon-verlag.de/autoren/christine-koschmieder/3, 10.04.2025]
 
 
Zum Cover: 
Das Cover ist in einem hellen rosa gehalten und zeigt in schwarz-weiß eine Frau aus den 60er Jahren mit Sommerkleid, Hut und Handtasche. Der Schutzumschalg bedeckt nur ca. 4/5 des Buches, sodass man oben den farbigen Leinenbezug sehen kann. Dieser zeigt ein geometrisches Muster in zartem rosa, kärftigen pink und ocker. Diese Farben finden sich zudem im Titel und dem Namen der Autorin wieder. Alles in allem gefällt mir das Cover richtig gut und passt perfekt zur historischen Zeit, in der die Geschiche spielt.

Zum Buch:

Diese Geschichte ist in den 60er Jahren in Westdeutschland angesiedelt und erzählt das Leben einer kleinen Familie: Vater, Mutter und junge, erwachsene Tochter. Die Mutter hat im Dritten Reich fürs Regime gearbeitet, sieht darin bis heute jedoch kein Fehlverhalten. Der Vater wurde, wie man nach und nach erfährt, in sein Leben hineingesetzt; viel selbst entschieden hat er dabei nicht. Anfangs wirkt er noch selbstbestimmt, als er jedoch von seiner Frau einen neuen Job vermittelt bekommt, wird schnell klar, wie sehr er unter ihrem Pantoffel steht. Trotzdem war er mir der sympathischste in der ganze Geschichte. Er steht voll und ganz zu seiner Tochter, will nur ihr Bestes und lässt sie dabei aber sie selbst sein und eigene Entscheidungen treffen. Die Mutter dagegen versucht alles zu tun, um ihren guten Ruf zu wahren, was auch die Partnerwahl ihrer Tochter betrifft sowie viele andere wichtige Entscheidungen in ihrem Leben. Dabei ist die Mutter selbst immer noch eine Marionette des damaligen Regimes.

Die Autorin zeigt in diesem Buch sehr deutlich, wie schwierig der Neuanfang für das damaligen Deutschland gewesen ist. Viele Positionen mussten wieder besetzt werden, jedoch gab es kaum Menschen ohne verfängliche Vergangenheit. So wurden manche wieder eingesetzt, andere kauften sich sauber oder versuchten ihre Vergangenheit so gut es ging zu verschleiern. Als in den 60er Jahren die ersten Prozesse gegen Beteiligte begannen, war es manchen Menschen um so wichtiger ihre Vergangenheit zu verschleiern und Mitwissende verstummen zu lassen. Anhand dem Leben der Mutter wird dies hier sehr gut veranschaulicht. 

Wie die Generation der Kinder mit der neuen Situation umging, ist am Leben der Tochter auch interessant gezeigt. Diese wirkt eher naiv und erfährt es am Ende des Buches mehr über die Vergangenheit des Landes, in dem sie lebt, ebenso über das Leben ihrer Eltern vor ihrer Geburt. Sie scheint sich aber bis dahin auch wenig damit beschäftigt oder dafür interessiert zu haben. Erst als sie zufällig auf genau den gegenteiligen Typ ihrer Generation trifft, die die aufarbeiten und hinterfragen wollen, fängt sie an Fragen zu stellen und wie es scheint, selbst zu denken. Woraufhin sie sich sogar teilweise gegen ihre Mutter stellt. Die Veränderung der Tochter hat mir wirklicht gut gefallen. Aus einem naiven Püppchen wurde immer mehr eine junge Frau, die ihr Leben selbst in die Hand nimmt.

Außer diesen drei Charakteren treffen wir im Buch jedoch noch auf viele weitere Personen - für meinen Geschmack definitiv zu viele. Es hat mich sehr lange gekostet, bis ich gemerkt habe, dass die Geschichte eigentlich nur drei Hauptcharaktere hat und die anderen lediglich Nebendarstellende sind. Das hat mich beim Lesen am Anfang doch verwirrt und es war nicht einfach alle auseinander zu halten. Generell ist mir der Schreibstil der Autorin schwer gefallen und ich bin nicht flüssig voran gekommen. 

Das Ende des Buches hat mir gut gefallen. Dort wurde das eine oder andere aufgedeckt und die Charaktere bekamen zum Teil noch einmal einen letzten Feinschliff - vor allem die Tochter und der Vater. 

 
Fazit:
Eine interessante Geschichte einer Familie, die das Leben in Deutschland in den 60er Jahren wiederspiegelt und einen realistischen Eindruck vermittelt.

Leseempfehlung:
Wer mit dem Schreibstil der Autorin besser zurecht kommt als ich, wird sicherlich mehr Freude mit dem Buch haben, denn grundsätzlich ist es eine gute und wichtige Geschichte.

Rating:

 

7 von 15 Punkten

4 Kommentare:

  1. Liebe Sandra

    Vor einigen Jahren hat mich "Dry" von Christine Koschmieder begeistert und tief berührt. Ich kann mir also gut vorstellen, dass mich das Buch auch überzeugen könnte, die Handlung klingt nämlich super. Ich werde mir vielleicht einmal eine Leseprobe ansehen. Danke, dass du das Buch vorgestellt hast, ich bin neugierig geworden.

    Alles Liebe an dich
    Livia

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    1. Hallo Livia,

      wenn dir der Schreibstil mehr liegt als mir, dann ist die Geschichte wirklich gut. Vielleicht war es bei mir auch der falsche Zeitpunkt mitten im Umzug, da ich immer nur ein paar Seiten lesen konnte und kaum Lesefluss entstanden ist.

      Liebe Grüße,
      Sandra

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  2. Liebe Sandra,

    mich konnte das Buch wohl mehr abholen als dich. Auch ich haderte zwar mit einigen zeitlichen und personellen Sprüngen, konnte mich aber (ohne Umzugsstress) wohl besser damit anfreunden.

    Liebe Grüße
    Barbara

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    1. Hallo Barbara,

      ja, ich bin auch nicht sicher, ob es nicht an meiner aktuellen Situation lag, dass ich so Schwierigkeiten hatte. Gut zu wissen, dass aber auch du Probleme mit den personellen Sprüngen hattest. So was fällt mir grundsätzlich schwer und dann noch wenn man nicht mehr als ein paar Seiten am Stück lesen kann, ist kompliziert.

      Liebe Grüße und schöne Ostern,
      Sandra

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